Zum kickenden Kehraus am Grünen Steg verwöhnten die beiden Teams des RSV Germania 03 ihren von den Vereinsheroen Reinhard Pühler und Seppl Krautzberger angeführten Anhang noch einmal mit elf Toren inklusive dem Punkteoptimum von sechs Zählern.

 

Der schleppende Vorverkauf ließ beim Schatzmeister das Hoffnungsquantum auf eine volle Hütte schmilzen. Die Gründe hierfür lagen neben dem Goldene Ananas – Status auf der blau-weißen Hand. Etliche weilten am nahen Bölle, um bei der letzten Performance von Tobi Kempe im Lilientrikot gegen die Urenkel vom Turnvater Jahn ein paar Tränchen zu verdrücken, und die älteren Semester zollten im stillen Kämmerlein der Reminiszenz an den 18. Mai 1958 im Niedersachsenstadion nebst dem Triumvirat Berni Klodt, Manni Kreuz und Oskar Siebert wehmütigen Respekt.

 

Das dennoch präsente Stammpublikum wurde für seine finale Pilgerschaft an die Ostendstraße vor der rund zweimonatigen Sommerdurststrecke reich belohnt und durfte sich an ingesamt genauso so vielen germanischen Einlochungen laben, wie Spieler einer Mannschaft den Anpfiff auf der grünen Wiese akustisch vernehmen. Im ersten Match zog die seit einer Woche im rettenden Hafen verankerte Kreisliga C-Auswahl noch einmal alle Register und hielt nach einem dramatischen Spielverlauf (zwischenzeitlich 0:2, 4:2, 4:4) den SV Weiterstadt II mit einem turbulenten 8:4-Erfolg in Schach.

 

Vor dem anschließenden Duell der „Ersten“ vs. SKG Gräfenhausen stand die Au Revoir -Zeremonie für ein scheidendes Kickerquartett im Fokus. Zu den melodramatischen Klängen von Trude Herrs Evergreen „Niemals geht man so ganz“ wurden Daniel Conrad, Maxim Hammel, Björn Wagner und Milos Manthos in Richtung ihres künftigen sportlichen Aufgabenbereichs verabschiedet. Hinzu gesellten sich die seit ca. 20 Jahren obligatorischen Danke schön – Kompositionen für die Betreuer-Ikone. In der Tat käme ohne Siggi Kullick die Pflicht der reibungslosen Saisonchronologie einer Quadratur des Kreises gleich.

 

Trotz des Fehlens vom an einer Handverletzung laborierenden Goalgetter Max Meier warf der RSV sämtliche Tugenden in die Offensiv-Waagschale und ballerte bis zur 25. Minute einen 3:0-Vorsprung heraus. Per Doppelpack (abgefälschter Schuss und Endverwerter einer überragenden Kombination) stellte Mehmet Köroglu die Weichen für den vierten „Dreier“ aus den jüngsten fünf Partien. Das im dritten Jubelorkan mündende Goal wurde später zum emotionalen Augenschmaus-Highlight des Nachmittags gekürt. Dank gigantischer Präzision schlenzte Daniel Conrad die Kugel punktgenau in den Knick. Bude Nummer 26 im 43. Einsatz des Stürmers ließ das altehrwürdige Terrain in seinen Grundfesten wackeln.

 

Weitere Einschläge im SKG-Gehäuse lagen in der Luft, verpufften aber durch die überschaubare Chancenwertung oder am Aluminium. Stattdessen betrieb Gräfenhausen unmittelbar vor der Pause Ergebniskosmetik, indem Nils Kühnlenz einen Foulelfmeter verwandelte. Nach dem Re-Start konnten die Mannen von Coach Sebastian Schaub nicht mehr an die Top-Performance des ersten Abschnitts anknüpfen.

 

War das reduzierte Zweikampfverhalten 128 Jahre nach dem von Bram Stoker veröffentlichen Vampirroman Dracula einer Knoblauchverkonsumierung in der Halbzeitkabine geschulded? Auf jeden Fall war nicht nur das Pulver sinnbildlich verschossen, sondern auch Holzpfähle Mangelware, weshalb man vom Partywagen ins Schlafabteil umzog. Weil sich das über weite Strecken enttäuschende Gäste-Ensemble dort prinzipiell vom Fleck weg einquartiert hatte, plätscherte mit Ausnahme eines von Saban Neziraj vergeigten Strafstoßes und  der massiven Applaus evozierenden Auswechslung von Daniel Conrad die Begegnung ohne nennenswerte Attraktionen dem Feierabend entgegen.

 

Damit glitzert vor dem abschließenden Job in Arheilgen nur noch ein „Saisonziel“ auf dem Wunschzettel. Es bedarf eines 3:2-Auswärtssiegs, um das kuriose Torverhältnis mit einer rekordverdächtigen 100:100 – Frequenz in den Almanach einfließen zu lassen. Thomas Gottschalk, der parallel seine Fete zum 75. Geburtstag arrangierte, platzierte beim Piratensender Powerplay direkt nach dem Schlussgong darauf eine Wette.

 

Aufstellung: Wagner, Buth, Botezatu, R. Singh, Tabtab (46. D. Neziraj), Hammel, S. Neziraj (62. Albouhuseinsray), Dommert, Köroglu (62. D. Caruso), Rippert, Conrad (89. Köroglu)

 

Tore: 1:0, 2:0 Köroglu 3., 15. 3:0 Conrad 26. 3:1 Kühnlenz 45. FE

 

Weil der germanische Fußballpulk sowohl Teilnahme am DFB-Pokal-Finale auf dem Berliner Olympiagelände als auch Qualifikation für das Hessenpokal-Endspiel am Bornheimer Hang knapp verpasste, lodern lediglich noch die Liga-Bilanzen im am kommenden Sonntag erlöschenden Saisonfeuer. Vor der endgültigen Fusion von Auf Wiedersehen, Good Bye und Arrividerci zu einem schlichten „Gude“ an eine komplizierte Runde 24/25 haben die blau-weißen Allesfahrer hinsichtlich der jeweils in den nördlichen Darmstädter Gemarkungen beheimateten Reise-Endstationen die Qual der Wahl und stellen sich die Gretchenfrage: Mühlchen oder Müllersteich? Während die „Erste“ ab 13Uhr bei SG Arheilgen II den letzten Live-Event vor den Ferien abliefert, kehrt die „Zweite“ um 13Uhr30 als Gast von DJK/SSG der ausklingenden Spielzeit den Rücken.