Am ersten Advent nahm der RSV Germania 03 fruchtbare Revanche für die nur zehn Tage zuvor erlittene Derbypleite an der Dr. Horst-Schmidt-Straße. In einer emotionalen respektive torreichen Lokalfightneuauflage hielt das Ligaschlusslicht diesmal den geographischen und tabellarischen Nachbarn mit 5:4 in Schach und verhinderte dadurch, das rettende Ufer lediglich noch mit dem Fernglas entdecken zu können.

 

Den pro Rasensportverein rundum profitreichen Nachmittag läutete im „Kreisliga C - Vorspiel“ das Duell der zweiten Mannschaften ein. Dank einem 3:1 sammelte die gastgebende Elf von Ersin Güclüdal Big Points im Kampf um den Klassenerhalt und erarbeitete sich einen kleinen Puffer zur Abstiegszone. 

 

Vor dem Kick-off des Kreisliga A – Kellerderbys am perfekt kühl temperierten Grünen Steg sprach das berühmt-berüchtigte Fußballmomentum eigentlich für die Rot-Weißen aus dem Süden. Die Freien Turner feierten zuletzt zwei deutliche Siege (u.a. den bereits erwähnten Hinspieldreier) und verschickten die rote Laterne während diesem Zyklus Richtung Ostendstraße, weil der germanische Dampfer parallel dazu nach Kollisionen gegen unmittelbare Nebenbuhler auf Grund fuhr und havarierte.

 

Zusätzlich musste Manu Meixner wegen kurzfristigen Absagen hinsichtlich der Anfangsformation mal wieder improvisieren. Der Trainer sprang selbst in die kickende Bresche und der in Weiterstadt noch als Interimsübungsleiter fungierende Danny Beck gab als Stoßstürmer sein Feldspielerdebüt. Der nächste Personaldämpfer folgte sechs Minuten nach dem Startsignal von Schiedsrichter Bernd Stephan (50 Kilometer Anfahrt aus dem Erbacher Stadtteil Günterfürst), als Oliver Gora aufgrund einer schmerzhaften Oberschenkelverletzung dem Naturrasengrün den Rücken kehrte.

 

Lediglich sechzig Sekunden nach der frühen zwangsbedingten Auswechslung glückte dem Platzhirsch dennoch die Derbypremierenbude. Saban Neziraj zwirbelte einen Freistoß ins Gefahrenareal und der Ball wanderte trotz etlicher Verlängerungs- bzw. Abwehrversuche unangetastet an Freund und Feind vorbei ins Netz. Das 1:0 hatte wütende FTG-Ausgleichsbemühungen zur Konsequenz, welche der Hausherr mit dem nötigen Fortuna-Beistand plus einer Glanzparade von Keeper Nick Jimenez (fischte einen wuchtigen Schuss von Kevin Knauer aus dem Winkel) aber vereitelte.

 

Die zweite RSV-Chance mündete dann im zweiten Treffer. Sinan Aykir nahm die Kugel im Sechzehner auf, umkurvte zwei rote Slalomstangen und lochte abgezockt ein. Ungewohnt effizient setzten die Germanen ihren Vorsprungsausbauplan fort. Hishyar Ibo schweißte die Pille zum 3:0 exakt in den Knick und schürte eine längst vergessen geglaubte Euphorie beim in dieser Runde so oft enttäuschten Heimpublikum.

 

Dass die Bäume nicht von Null auf Hundert in den Himmel wachsen, konstatierte der RSV noch vor dem Pausengong. Daniel Schmeichel bediente seinen Kollegen Knauer und dieser erzielte per Spagat den Anschluss. Die auf der Haupttribüne mitfiebernden FTG-Fans bejubelten kurz darauf sogar das aus ihrer Sicht vermeintliche 2:3, doch das Adlerauge von Referee Stephan erspähte eine Abseitsposition und versagte nach einem Dialog mit dem Kölner Keller dem Tor die Anerkennung.

 

Auch im zweiten Abschnitt laborierten die beiden städtischen Konkurrenten nicht gerade an Eingewöhnungsschwierigkeiten und fahndeten im Wissen der hüben wie drüben grassierenden Defensivhandicaps ihr Heil in der Offensive. Für die Germania stand nun mit Arian Garcia für den angeschlagenen Jimenez der siebte verschiedene Saisonschlussmann zwischen den Pfosten. Garcia hatte zuletzt in der Spielzeit 17/18 das Erstmannschaftsgehäuse gehütet und trank kurz nach seiner Aktivierung einen Becher Duselsaft, weil Schmeichel aus zwei Metern Entfernung den Ball über den Fangzaun ins Industriegebiet donnerte.

 

Im Gegenzug schraubte Blau-Weiß den Score auf 4:1. Neziraj veredelte eine glänzende Vorleistung von Sinan Aykir. Doch die Germania wäre nicht die Germania, wenn man trotz eines Dreitorevorsprungs nicht mehr bangen müsste. Zwei Sequenzen genügten der Freien Turngemeinde, um wie ein heißes Messer durch die Butter den heimischen Absicherungsverband auszuhebeln und mit einem Doppelschlag das Resultat auf 4:3 zu stellen.

 

Einer drohenden Egalisierung kamen die Platzhirsche zuvor, indem sie das vorentscheidende 5:3 auf´s Trapez zauberten. Danny Becks abgesendeter Kracher landete abgelenkt von FTG-Goalie Hodzic vor den Füßen des dankbar abstaubenden Bilal Kaddouri. Lautstark angefeuert von der im Grillstand die üppigen Kaltschalen genießenden AH-Fraktion verteidigte der RSV bis weit in die Nachspielperiode leidenschaftlich sein erkämpftes Oberwasser, ehe Simon „SN“ Jäger doch noch einmal kurzfristig den Zitteraal aus seinem Versteck befreite, zumal sich der Unparteiische strikt an die neue FIFA-Anordnung hielt und die Zugabe auf satte sieben Minuten ausdehnte, bis der finale schrille Akustikton ein spektakuläres Derby mit einem 5:4-Heimsieg absegnete.

 

Damit setzte sich die FTG-Auswärtsmisere auch innerhalb der Pungschter Gemarkung fort (alle neun Partien fern des Südens vergeigt), während die Germania durch den dritten Saisondreier ihre Ligaverbleibchance wahrte. Beide kickenden Sorgenkinder sind nun punktgleich auf den direkten Abstiegssprossen gelistet.         

 

Aufstellungen: Jimenez (46. Garcia), Camara, Gora (7. Ariif), Meixner, Kalai, Aldibo, Kaddouri (57. C. Azevedo), Ibo, S. Neziraj, Beck, S. Aykir 

Hodzic, Huxhorn (60. Kramer), Alvarez (75. Zall), Jäger, Merschroth, Kosciuk (75. Bradasch), Heil, Sabatino, Knauer, Kraft, Schmeichel

Tore: 1:0 S. Neziraj 8. 2:0 S. Aykir 26. 3:0 Ibo 33. 3:1 Knauer 40. 4:1 S. Neziraj 50. 4:2 Schmeichel 53. 4:3 Kraft 58. 5:3 Kaddouri 71. 5:4 Jäger 90. + 5

Schiedsrichter: Bernd Stephan aus Günterfürst (Erbach)

Gelbe Karten : Ibo, Aldibo, S. Aykir / Schmeichel, Kraft, Kramer

 

Am kommenden Sonntag (04.12.) hat der RSV Germania 03 im Format einer hohen Auswärtshürde den vorletzten Jahreseinsatz vor der Brust. Bereits um 14Uhr tritt das Tabellenschlusslicht beim Kreisoberligaabsteiger KSG Brandau im Modautaler Ortsteil an. Das Kreisliga C – Team arbeitet am Dienstagabend (29.11., 19Uhr30) den Nachholtermin bei SKG Roßdorf II ab und begibt sich danach sofort in die lange Winterpause.