Der RSV Germania 03 verkaufte sich im mit Spannung erwarteten Kreisliga B – Lokalkampf teurer wie die Expertenkollektion prognostizierte, musste aber beim Zapfenstreich Gastgeber FTG Pfungstadt den einkalkulierten Punktezuwachs überweisen. Nach einer Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt setzte sich die rote Favoritencrew wie im Hinspiel 4:2 durch.

 

Als weitaus ärgerlicher aus dem germanischen Blickwinkel entpuppte sich das zwei Stunden früher am Grünen Steg ausgetragene Kreisliga C-Derby. Der Aspekt, dass die „Zweite“ des Rasensportvereins dank der mit Abstand besten Saisonperformance die FTG mit 6:1 in die Schranken wies, wurde nach dem Abpfiff konterkariert, weil die Hausherren der nächsten Spielzeit voraus griffen und im euphorisierten Überschwang vier Mann einwechselten (bis zum Kehraus der laufenden Runde sind lediglich drei verschiedene Alternativen erlaubt). Zwar kamen in den zurückliegenden Jahrzehnten Wechselfehler in den höchsten Fußballkreisen vor (Hennes Weisweiler, Christoph Daum, Giovanni Trapattoni und Otto Rehhagel konnten bzw. können davon ein Klagelied singen), aber die höchstwahrscheinliche Annullierung des Ergebnisses ist selbstredend ein signifikanter Dämpfer im Fight um den Klassenerhalt.

 

Dieser hat sich auch für die erste Mannschaft eine Etage höher weiter verschärft. Ungeachtet des akzeptablen Widerstandes an der Dr. Horst-Schmitt-Straße reduzierte sich zwecks Aufstockung des Minuslaufes (jetzt sieben Niederlagen respektive ein Dutzend siegloser Partien hintereinander) das Guthaben zum auf dem direkten Abstiegsrang sitzenden Tabellenschlusslicht SV Hahn II auf zwei Zähler. 550 Kilometer nordöstlich von Paris nimmt 194 Jahre nach Victor Hugos Erstveröffentlichung seines historischen Romanklassikers „Der Glöckner von Notre Dame“ das Alarmläuten der Ururenkel Quasimodos exorbitante Dimensionen an.

 

Im Sportzentrum Süd ouvertürte die Germania mit einem Paukenschlag. Linus Scheibe ließ im Sechzehner Mehmet Köroglu über die Klinge springen, woraufhin Max Meier den fälligen Elfer souverän verwandelte. Keine 120 Sekunden später revidierte Scheibe seinen Lapsus, indem er nach einer Ecke unbedrängt am langen Pfosten zum Ausgleich einköpfte.

 

Dass die Germanen ebenfalls in der Lage sind, Gefahr durch Standardsituationen zu erzeugen, untermauerte das Duo Maurice Rippert / Nicklas Buth. Nach Eckstoß des Flügelstürmers schädelte der Abwehrrecke den Ball ins Netz. Doch auch die neuerliche Führung besaß lediglich eine kurzfristige Lebenslegitimation. Rene Perlick, der schon im Hinspiel dreimal knipste, krönte per sattem Rechtsschuss zum 2:2 die furiose erste halbe Stunde .

 

Nach dem Seitentausch verlor der RSV zunächst den Zugriff. Als Konsequenz jener Interim – Melancholie schweißte ausgerechnet der in der germanischen Jugendschmiede ausgebildete Pascal Dinyer mit einer sehenswerten Volleyabnahme die Pille zum 3:2 pro FTG in die Maschen. Doch wer für den restlichen Verlauf eine Vorentscheidung in Erwägung zog, sah sich getäuscht.

 

Der nominelle Außenseiter ging speziell mit Crunch Time - Beginn voll ins Risiko und besaß tatsächlich die gigantische Gelegenheit, das Resultat zu remisieren. Nach einem zauberhaften Hackenpass Max Meiers tauchte Maurice Rippert mutterseelenallein vor Torwächter Leon De Nuccio auf und scheiterte am Reflex des Keepers. Praktisch im Gegenzug perfektionierte sein Bruder Luis den sportlichen Familiensegen und nutzte das entblößte Abwehrgebaren zum 4:2-Endstand.

 

Damit festigte die Freie Turngemeinde ihre Pole Position und konnte den Vorsprung auf Rang Zwei sogar auf acht Punkte ausdehnen, derweil der RSV wie erwähnt so rasch wie möglich auf ein baldiges Erfolgscomeback angewiesen ist. Gottlob hatten sowohl auf als auch neben dem Platz der faire und freundschaftliche Umgang Priorität. Paradebeispiele hierfür gefällig? Schiedsrichter Mathias Weber musste nur 04mal die gelbe Karte zücken und FTG-Veteran Hans Wille nahm einen langen Fußmarsch in Kauf, um mit der Lieferung einer Rindswurst den am Hungerast hängenden RSV-Pressewart zu sättigen.

 

Aufstellungen:

FTG: Leon De Nuccio, Müller, Roth, Alvarez, Scheibe, Saadan (75. Sperber), Garcia Martin, Dinyer, Knauer, Haas, Perlick (63. Luis De Nuccio)

RSV: Manthos, Buth, Botezatu, Hammel (60. Morris), Dommert, Kalai, R. Singh, Köroglu (75. Al Hadid), Rippert, Conrad (71. S. Neziraj), Meier

 

Tore: 0:1 Meier 5. FE 1:1 Scheibe 7. 1:2 Buth 23. 2:2 Perlick 27. 3:2 Dinyer 58. 4:2 Luis De Nuccio 89.

 

Während der fußballerische High Society - Pulk am kommenden Wochenende wegen Squadra Azzurra – Verpflichtungen eine Ruhepause einlegt, komplettiert die jegliche Länderspielabstellungen eine Absage erteilende erste Mannschaft des Rasensportvereins den zum Jahresprolog vorgeschriebenen Liga-Auswärtshattrick. Konform zur Derbyanreise gen Pfungstädter Süden kann man auch für das dritte Match in Serie fern der heimischen Ostendstraße dem Navigationsgerät eine Schonung gönnen, denn die Stippvisite Richtung Kick-Areal der TSG Darmstadt gehört praktisch zum saisonalen Standardprogramm.

 

Dort wartet am Sonntag das Reserveteam der 46er, um sich ab 13Uhr in einem wegweisenden Kellerduell für die Pirsch nach dem Klassenverbleib mit der Elf von Coach Sebastian Schaub zu messen. Im Hinspiel feierten die Germanen einen von lediglich fünf Siegen der laufenden Runde (4:0). Ein Positiverlebnis ist vorrangig Geburtstagskind Siggi Kullick zu wünschen. Schließlich verzichtet die Zeugwartlegende auf eine opulente Sause zum 71. Wiegenfest, um seine Schützlinge am Woog zu unterstützen. Eine halbe Stunde früher (Anstoß 12Uhr30) gastiert das blau-weiße Kreisliga C – Ensemble bei der Spvgg Seeheim/Jugenheim II.