Der RSV Germania 03 hat sich mit dem nächsten Genickschlag in die Winterferien verabschiedet. Trotz eines 3:0-Guthabens sorgten die praktisch schon handelsüblichen Abwehrpatzer dafür, dass auch am zweiten Advent kein Erfolgs-Lichtlein brannte. Diesmal profitierte das Team des SV Erzhausen II von der ersten allgemeinen Defensivverunsicherung und triumphierte mit einer 6:4-Scheibenschießen-Relation am Grünen Steg.
Analog zum erst vier Wochen zuvor ausgetragenen Hinspiel an der Heinrichstraße (2:7) durften sich die frierenden Zuschauer ergo an vielen Treffern erquicken – allerdings erneut bar jeder Ergebnisrentabilität für den gebeutelten Rasensportverein. Dabei hatte die zweite Mannschaft im vorausgegangenen Kreisliga C – Duell demonstriert, in welcher eindrucksvollen Art und Weise man eine Vorrunden-Pleite korrigiert. Die Elf von Coach Nick Jimenez stoppte dank einem 7:1-Schützenfest im Kellerkracher über Grün-Weiß Darmstadt II ihre Durststrecke und übergab die rote Klassenlaterne an die unterlegenen Gäste aus der Waldkolonie.
Auch der Revanche-Plan des germanischen Kreisliga B – Klientel schien zunächst voll und ganz aufzugehen. Nach nicht einmal einer halben absolvierten Stunde hatte der bis dato überraschend souverän sein Pensum abrufende Hausherr ein 3:0-Polster heraus geballert, weil Demalj Neziraj und zweimal Toppscorer Mohammed Barati als finale Produzenten von gelungenen Angriffsdrehbüchern ihr Abschlusspotenzial unter Beweis stellten.
Doch unmittelbar nach der Erzhäuser Verkürzungsbude hörten die heimischen Supporter auf den relativ leeren Rängen (die sowohl im Heim- als auch Auswärtsblock sichtbaren Lücken waren wohl dem auf der Glotzkiste zu verfolgenden Lilien-Fight an der Waterkant geschuldet) die Flöhe husten. In Kenntnis der vergangenen Wochen realisierten sich die düsteren Vorahnungen. Bis zum Feierabend der ersten Hälfte durfte Erzhausen seine Anfangsmanko revidieren sprich egalisieren. Der Filmtitel des ebenfalls parallel im TV ausgestrahlten Klassikers „Gesprengte Ketten“ wurde quasi wortgetreu auf das Defensiv-Gebaren übertragen.
Auch der zweite Abschnitt erinnerte an einen Tag der offenen Tür. Die Zweitabteilung des einstigen Hessenligisten feierte rasch ihre Premierenvorgabe. Das 3:4 beantwortete Markus Laston noch per Schuss ins lange Eck, ehe der Verteidigungsalbtraum von jeder Absicherungsriege das germanische Bollwerk erschütterte: Conor Bahn verwandelte einen Eckball auf direktem Wege in die Maschen.
Die Wunde dieses Peitschenhiebs konnte der Platzhirsch nicht mehr verarzten. Zwar stemmte sich das germanische Ensemble gegen die zehnte Partie ohne „Dreier“ in Serie, aber die vor dem Seitenwechsel noch existente Effektivität war nun perdu. Mit einem weiteren Konter besiegelte Erzhausen während der Schlussphase den Bestand des Minuslaufs sowie den Verlust von zwei Ranglistenpositionen: Absturz auf Stufe Dreizehn.
Aufstellung: Manthos, Tilki, Buth, Güclüdal, Morris, D. Neziraj (84. Köroglu), N. Singh, Al Hadid, Barati, Rippert, Laston (65. Hakimi)
Tore: 1:0 Neziraj 17. 2:0, 3:0 Barati 22., 25. 3:1 Kaiser 33. 3:2 Cincotti 37. 3:3 Wimmer 44. 3:4 Kaiser 51. 4:4 Laston 58. 4:5 Bohn 61. 4:6 Demirtas 83.
Das von wenigen Höhen und etlichen Tiefen garnierte 121. Jahr der Klubhistorie klingt also im Format einer sieglosen Match-Dekade aus. Ungeachtet der aktuellen Desillusion müssen die Protagonisten auch am 482. Geburtstag von Maria Stuart selbstredend nicht befürchten, für eine Komparsenrolle des Dramas „Endstand Schafott“ den Kopf hinzuhalten. Hinsichtlich der mageren 2024er-Gesamtperformance prallten dennoch jegliche Appelle für einen „Hall of Fame“ – Unterschlupf verständlicherweise am Veto der blau-weißen Denkmalpfleger ab. Nach dem haarscharf verpassten Kreisliga A – Klassenerhalt musste der altgediente Pfungstädter Fußball-Methusalem eine Etage tiefer kleinere Brötchen backen und wurde auch beim Kreisliga B – Supermarkt im unteren Regal einsortiert.
Aber ähnlich wie sich die Ur-Germanen nicht von expandierenden und spinnenden Römern ins Bockshorn jagen ließen, verfahren ihre kickenden Nachkommen mit sportlichen Krisen: Resistent vom Scheitel bis zur Sohle. Spätestens am 9. März 2025 (Fortsetzung des Punktspielmarathons) sollte der Akku wieder aufgeladen sein, um positivere Schlagzeilen zu schreiben. In diesem Sinne: Gude und Glückauf!