Die teils unterirdische Defensivperformance während der ersten Hälfte konnte der RSV Germania 03 trotz Stabilisierung und enormen Kraftaufwands im Verlauf des zweiten Abschnitts nicht mehr revidieren. Aufgrund der dargebotenen Moral hätten sich die Mannen von Coach Manu Meixner sicherlich ein Erfolgserlebnis verdient, aber Gastgeber TSG Wixhausen rettete seinen 4:3-Sieg über die Runden.
Normalerweise ufern ja germanische Niederlagen in dieser Saison ergebnistechnisch aus. Diesmal war es anders, obwohl angesichts eines zwischenzeitlichen 1:4-Defizits die nächste Klatsche schon Konturen annahm. Der Anschlusstreffer unmittelbar vor der Pause und das praktisch über den kompletten zweiten Durchgang vorexerzierte mutige Anrennen belehrten die Unkenrufer eines Besseren. Letztendlich verhinderten lediglich der prächtige aufgelegte TSG-Keeper Felix Hamm sowie das berühmt-berüchtigte fehlende Quäntchen Glück die Verbuchung eines unerwarteten Punktebonus.
Nach einer ausgeglichenen Startphase durften die heimischen Fans gleich bei der ersten notierten Torchance ihrer Mannschaft jubeln. Mohannad Aldibo vergaß den Ball aus der Gefahrenzone zu katapultieren und lud Younes Elasri zum Abschluss ein, der sich dafür mit einem präzisen Schuss ins lange Eck bedankte. Auch dem 0:2 ging ein individueller Patzer voraus. Goalmann Tammie Aties zu kurz produzierter Abschlag zischte wie ein Bumerang zurück zur RSV-Strafraumgrenze. Erneut freute sich Elasri über den Hauptrollenpart als Profiteur. Sein abgefälschter Vollstreckungsversuch rauschte im hohen Bogen ins Netz.
Das nächste Trällern der Dämpferarie dauerte kümmerliche 120 Sekunden. Pascal Preusch krönte einen Wixhäuser Konter im eigenen Wohnzimmer und zimmerte die Kugel brachial unter das Dach, weil die angereiste Defensivabteilung ihren Schießbudenruf mal wieder ungewollt rechtfertigte. Erst als der selbst auf dem Terrain mitwirkende Coach seine Nebenleute akustisch laut vernehmbar zur Räson rief, wendete sich das Blatt. Per Pike markierte Sinan Aykir das 1:3, ehe die Germania noch einmal kurz auf dem Trödelmarkt ein Wigwam aufschlug und dem Platzhirsch das als 1:4 eingepackte Präsent spendierte.
Aber der RSV bekundete jetzt den nötigen Widerstandswillen – auch weil die TSG-Absicherungsstrategen ebenfalls keinen Sahnetag erwischten. Nach einem ungeplanten „Doppelpass“ mit seinem Gegenspieler lenkte Shaban Neziraj kurz vor der Halbzeit die Pille zum 2:4 ins verwaiste Gehäuse und während der anrainenden Kabinenpredigt schickte Übungsleiter Meixner weitere unmissverständliche Verbesserungsappelle in den Äther.
Das Wachrütteln fruchtete. Nach dem Wiederbeginn agierte der Rasensportverein punktuell des Zweikampfverhaltens viel kompromissloser und konsequenter, was zwangsläufig eine Überlegenheit nach sich zog. Leider mangelte es den Verkürzungsmaßnahmen lange an der Effektivität, bis Alaa Al Hadids „Seitfallzieheraufsetzer“ das Ziel fand und er in vernehmbaren Takten zur Schlussoffensive ins Horn blies. Mehrfach lag das inzwischen gerecht zu wertende 4:4 in der warmen Frühlingsluft, aber TSG-Torsteher Hamm verteidigte sein Hoheitsgebiet wie ein Fels in der Wixhäuser Brandung.
Warum hätte es an diesem von der Leine bis zur Isar vermaledeiten Kickwochenende für die blau-weißen Kultklubs auch positiv laufen sollen? Hinzu gesellte sich wegen Autobahnsperrungen und einem Baustellentohuwabohu rund um den Darmstädter Hauptbahnhof eine An- bzw. Abfahrtsodyssee, die gerade noch eine Heimkehr zum pünktlichen Tatortgenuss gestattete.
Tabellarisch büßte der RSV wiederum keinen Boden ein, da auch der mitabstiegsgefährdete Pulk unisono in die Röhre schaute. Drei Spieltage vor ultimo steht das Kreisliga A – Untergeschoss fortan Spitz auf Knopf.
Aufstellung: Tammo Atie, Meixner (60. Camara), C. Azevedo, Al Hadid, Obanaamar, Morris, Ibo, Aldibo, Neziraj, Ali Ulusow (32. Sabbagh), S. Aykir
Tore: 1:0, 2:0 Elasri 12., 24. 3:0 Preusch 26. 3:1 Aykir 31. 4:1 Haug 41. 4:2 Neziraj 45. 4:3 Al Hadid 71.
Die zweite von drei in Serie extrem hoch aufgestellten Auswärtshürden führt den RSV Germania 03 bereits am Mittwochabend (17.05., vorgezogene Partie des drittletzten Kreisklassen A- Spieltags) an den Woog, wo der Tabellenführer und damit heißeste Meisterschaftskandidat Hellas Darmstadt zum Tanz um entscheidende Punkte bittet. Vor dem um 20Uhr ertönenden Anpfiff sind die Chancenaktien für den Rasensportverein zunächst einmal unter dem Titel „Mission Impossible“ katalogisiert. Schließlich prallt neben den differenzierten Ranglistenpositionen die zweitbeste Ligaoffensive auf die wackeligste Defensivabteilung (157 Gegentore in 29 Begegnungen). Alles andere als ein deutlicher Heimsieg käme wohl einer sportlichen Sensation gleich. Das blau-weiße Kreisliga C – Team ist erst am nächsten Sonntag (21.05.) gefordert und empfängt ab 13 Uhr zu einem sicherlich emotionalen Lokalfight auf dem Ground an der Ostendstraße den vom derbygestählten weißen Brasilianer angeführten Nachbarn TSV Eschollbrücken.