Nach einer dreimonatigen Karenzzeit tanzen die Kreisligen B & C ab kommenden Sonntag (09.03.) endlich wieder den Punktspielwalzer. Sportlich stehen beide germanische Mannschaften im jeweiligen Tabellenkeller mit dem Rücken zur Wand. Für die elf Runden bis zum Saisonkehraus ist das Ziehen des Kopfes aus der Abstiegs-Schlinge als primäres Ziel klar definiert. 

 

Die „Zweite“ – ihres Zeichens Klassement-Vorletzter – eröffnet nach ihrem finalen Test (1:2 gegen Eiche Darmstadt) um 13Uhr beim Ranglistenfünften SKG Roßdorf II das Comeback-Geschäft und wird ad hoc versuchen, dem gastgebenden Favoriten ein Bein zu stellen. Ab 15Uhr reanimiert auch die „Erste“ den kickenden Alltag und tourt hierfür erstmals seit über 52 Jahren (!) zu einem Liga-Einsatz auf den Ground der TGB Darmstadt am Haardtring. In Ehren ergraute Klubveteranen erinnern sich zweifellos, wie Horst Parysol, Bernhard Wesp und Pim Bittner am 03.12.1972 einen 3:0-Vorsprung erarbeiteten und das Nervenkostüm nach zwei Anschlussbuden heftig flatterte. Torwart-Zerberus Seppl Krautzberger hielt in der hektischen Schlussphase schließlich den 3:2-Sieg fest.

 

Ein ähnliches Erfolgserlebnis prangert zur Bessunger Reformation des ewig brach liegenden Lokalklassikers der 1960er auf dem Wunschzettel. Im Hinspiel am Grünen Steg feierte der Rasensportverein nach drei Auftaktpleiten seinen Premierendreier (7:2, Tore Mohammed Barati 2, Mike Laston, Nicklas Buth, Maurice Rippert und Daniel Conrad). Doch der „Doppelneuling“ (Durchmarsch vom Kreisliga D-Sockel empor in die Kreisliga B) schüttelte in der Folge kräftig am Hierarchie-Verhältnis.

 

Nachdem der Newcomer sein Lehrgeld bezahlt hatte (null Rendite in den ersten fünf Begegnungen), funktionierte das Akklimatisationsstreben mit Verspätung vorzüglich. Die Turngemeinde aus dem im 5. Jahrhundert von germanischen Alemannen gegründeten Darmstädter Stadtteil kletterte auf die siebte Position hoch, während sich der RSV im praktisch identischen Zeitfenster zu weit hinaus lehnte und in ein tiefes Resultatsloch stürzte.

 

Aufgrund zehn siegloser Partien inklusive fünf Niederlagen en block zum 2024-Schlussakkord rutschte die Elf von Trainer Sebastian Schaub (übernahm im November den Job von Manuel Meixner) nach dem bitteren A-Liga-Abschied auch in der B-Klasse in die unteren Sphären hinunter. Hinzu gesellt sich ein Zähler Abzug am „Grünen Tisch“ wegen Nichterfüllung des Schiedsrichter-Soll, so dass man aktuell lediglich als Vierzehnter von sechzehn Wettbewerbsmitgliedern gelistet ist.

 

Das ungewollt „erwirtschaftete“ Manko will die Germania in den verbleibenden elf Spielen so schnell wie möglich ausmerzen, um eine sorgenfreie Zukunftsplan zu gewährleisten. Das Hauptaugenmerk dürfte auf einer Eindämmung der Gegentreffer liegen. Das kurioserweise positive Torverhältnis von 66:63 kristallisiert blau auf weiß, wo es beim seit 1903 dem runden Leder nachjagenden Pfungstädter Traditionsdampfer zwickt und kneift. Auch im abschließenden Vorbereitungsmatch musste der RSV-Keeper neunmal hinter sich greifen. Allerdings hieß der Kontrahent RW Darmstadt II und ist zwei Etagen höher angesiedelt. Die Ehrentore zum 2:9-Endstand erzielten Daniel Conrad und Ranbir Singh.

 

Frisches Personal soll helfen, das leicht havarierende Flaggschiff wieder in ruhigere Fahrwasser sprich Richtung Tabellenmittelfeld zu lotsen. Die Kompensation des Verlustes vom bis zur Winterpause 17mal einnetzenden Mohamed Barati (entgegen anderweitigen Gerüchten ist sein Domizil-Umzug nach Berlin nicht dem Kaffeekränzchen bei einer alten Dame aus Charlottenburg-Wilmersdorf, sondern familiären Gründen geschuldet) obliegt Max Meier.

 

Der neue Sturmtank hat seine Vollstrecker-Fähigkeiten sowohl bei seinen früheren Klubs VfR Eberstadt bzw. Concordia Gernsheim als auch in der germanischen Testserienbilanz dokumentiert. Darüber hinaus versprühen die weiteren Zugänge Souhail Tabtab (aus der sächsischen Region), Saarugan Jeyapala (SG Raibach), Björn Wagner, Maxim Hammel (beide U19 RW Darmstadt) Zuversicht und könnten als Verstärkungen einschlagen.

 

Die Renaissance bei der TGB ist das erste von drei Auswärts-Semestern am Stück. Umso wertvoller wäre ein rentables Positiverlebnis, damit sich nach der längeren Talfahrt der Fahrstuhl wieder nach oben bewegt. Außerdem feiert die ausgewiesene Germania-Sympathisantin Katja Ebstein am Sonntag ihren 80. Geburtstag und würde sich sicherlich freuen, wenn der Rasensportverein durch ein Wunder-Ergebnis den Stern von Mykonos über dem Bessunger Fußball-Theater zum Leuchten bringt, so dass ihn sogar der Indiojunge aus Peru erblicken kann.