Der sommerliche Dornröschenschlaf ist beendet: Mit der Reinkarnation des unterklassigen Amateurfußballs erhalten die Olympischen Spiele sowie der parallel die Manege betretende Profizirkus ab dem kommenden Wochenende eine sportlich nicht zu unterschätzende Konkurrenz. 

 

Wer seinen vom momentan überdimensionalen TV-Sportangebot übernächtigten Pupillen eine kurzfristige Freiluftkur gönnen möchte, der ist am Sonntagnachmittag (04.08.) auf dem Traditionsterrain des RSV Germania 03 an der Ostendstraße bestens aufgehoben. Das Ouvertürenprogramm der Saison 24/25 beinhaltet gleich zwei interessante Heimpartien. Um 13Uhr eröffnet die blau-weiße „Reserve“ gegen SKG Bickenbach II den Kreisliga C – Reigen, ehe direkt im Anschluss ab 15Uhr die zum Kehraus der vergangenen Runde ins Kreisliga B – Becken abgerutschte erste Mannschaft den altbekannten Rivalen FSV Schneppenhausen empfängt.

 

Nach dem Degradierungsvollzug auf den drittniedrigsten Level erinnert sich der Rasensportverein an die 1972 vom damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage unter der Münchener Plexiglastribüne formulierte Marschroute „The Games must go on“. Das wohl berühmteste olympische Zitat steht sinnbildlich für den Neuaufbau am Grünen Steg. Auch im 121. Jahr seit der Klubtaufe wird der rüstige Ball-Methusalem ungeachtet aller während der zurückliegenden Dekade kassierten Rückschläge seinen Mann stehen und auf der grünen Wiese faire Wettkämpfe offerieren.

 

Mit dem FSV Schneppenhausen reist gleich einer der Aufstiegsfavoriten in den Pfungstädter Ostbezirk. Gegen keinen anderen Kontrahenten hat der Rasensportverein in diesem Jahrhundert mehr Punktspielduelle absolviert (22), wobei die Bilanz total ausgeglichen ist: Je neun Siege bei vier Unentschieden. Beim letzten Vergleich im März 2023 setzten sich die Germanen 4:2 durch. Drei Monate später mussten die Weiterstädter Ortsteilkicker in den sauren Abstiegsapfel beißen. Weil dem RSV vor einem Dutzend Wochen das identische Negativschicksal widerfuhr, steht nun eine Novität im Fokus. Nach gemeinsamen Meetings auf den Gruppenligen-, Kreisoberligen- und Kreisliga A – Ebenen folgt am Sonntag die interne B-Klassen-Premiere.

 

Mit dem Schneppenhäuser Comeback am Grünen Steg kehrt auch der aus germanischem Blickwinkel populärste Gästeprotagonist Torsten Schambach exakt zwei Monate vor seinem persönlichen Highlight (Keeper des 98er-Traditionsteams bei den „Veteranos“ des FC Barcelona im Camp Nou) ins frühere Wohnzimmer heim. Zwischen 1991 und 2009 hütete die Torhüterlegende nicht mehr und nicht weniger als 492mal den RSV-Ligakasten und belegt dank diesem epischen Treueeid unangefochten Position Eins der germanischen Einsatzliste. Seitdem verdient er auf dem FSV-Ground „An der Trift“ als Tausendsassa neben dem Platz seine Meriten und genießt daher bei beiden Klubs Kultstatus.

 

Trainer Manu Meixner und seine Schützlinge haben ergo zur saisonalen Uraufführung ad hoc eine echte Standortbestimmung vor der Brust. Den finalen Feinschliff für das neue Aufgabenprofil erarbeiteten sich die Germanen im Rahmen des jüngsten Matchvorbereitungsdoppelpacks zu Hause gegen Concordia Gernsheim (1:2) und bei Olympia Biebesheim II (2:2).

 

Die lateinische Römerphrase Ludi Incipiant“ (die Spiele mögen beginnen) kann also im Verlauf der Eröffnungsfeier endlich ertönen. Zwar scheiterte der opulent geplante Show-Clou, dass Celine Dion auf dem Dach der Malzfabrik das Vereinslied „Blau und weiß, wie lieb ich dich“ über Pfungstadt schmettert, an extrem differenzierten Gagenforderungen, doch die Fans werden wieder ihrer Verzehrkombination Worscht plus Kaltschale frönen und dürfen sich nach längerem Entzug auf zwei erlesene Kickkollektionen freuen.