Am Palmsonntag schlug sich der RSV Germania 03 beim Heim-Comeback nach einem siebzehnwöchigen Embargo praktisch selbst. Das Reserveteam des Gruppenligisten SG Modau durfte sich bei seinem Torhüter Sven Inhetpanhuis für einen schmeichelhaften 4:3-Erfolg und dem damit verbundenen Aufstieg in die A-Klasse als vorab deklarierter Kreisliga B – Vizemeister bedanken.
Dagegen schmerzten im germanischen Lager die Katzenjammer - Symptome. Sicherlich stand gegen den potenziellen Favoriten das Sprudeln einer Einnahmequelle nicht unbedingt auf der obersten Agenda, aber in Anbetracht der hundertprozentigen Leistungssteigerung gegenüber dem jüngsten Debakel in Erzhausen und dem augenfälligen Chancenplus wurde die neunte Niederlage aus den vergangenen zehn Begegnungen mit der Aufschrift „absolut vermeidbar und ärgerlich“ abgestempelt, zumal zwei der fünf Opponenten im Kampf um den Ligaerhalt per „Dreier“ wichtigen Proviant horteten.
Zur heimischen Renaissance pilgerten die Fans zwar nicht wie vor über 2000 Jahren auf waschechten Eseln, aber mit der Drahtversion des Grautiers an die Ostendstraße. Das treue Stammpublikum traute während der einleitenden Viertelstunde seinen Augen nicht: Die blau-weiße Außenseiter-Elf gestattete dem Favoriten kaum Luft zum Atmen. Max Meier und Maurice Rippert verschleuderten ein Quintett von hervorragenden Einlochmöglichkeiten, weil erstens Keeper Inhetpanhuis sein komplettes Paraden-Repertoire ausschöpfte und zweitens die Abschlussnerven einen Streich spielten.
Beim Blick auf den überraschenden Qualitäts- nebst Quantitäts-Einschweißüberschuss wären die Locken von Tante Käthe alias Rudi Völler bestimmt noch drastischer ergraut. Anlässlich seiner Fete zum 65. Wiegenfest musste der einstige National-Teamchef die geplante Stippvisite von Hanau nach Pfungstadt stornieren und versäumte so den akustischen Genuss, wie die aus Ulm herbeigeflogenen Spatzen von den Tribünendächern pfiffen, dass der Schuss baldigst nach hinten losgeht. Tatsächlich hörte „Murre“ das Gras wachsen und stellte mit Hilfe eines geschossenen Abwehrbocks den bisherigen Verlauf quasi auf den Kopf.
Allerdings bröckelte der RSV-Widerstand diesmal keineswegs und setzte sich im finalen Abschnitt nahtlos fort. Ein perfektes Zuspiel von Max Meier in den Rückraum veredelte Saban Neziraj zum längst fälligen Ausgleich. Der Torjubel war jedoch noch nicht abgeebbt, als die SG erneut zulangte. Freundlicherweise übernahm Modau auch die Produktion der dritten Bude binnen vier Minuten und köpfte den Ball nach einem weiten Pass von Neziraj in die eigenen Maschen.
Das Streben nach der kompletten Kehrtwende wurde durch eine schmerzhafte Knöchelverletzung am Fuß von Stabilisator Lashun Morris und einer redundanten Personaldezimierung (Zeitstrafe Mehmet Köroglu) jäh ausgebremst. In Unterzahl respektive der unverschuldeten Absicherungssprengung kassierten die Hausherren den entscheidenden Negativdoppelpack zum 2:4.
Zwar steckte die Mannschaft nicht auf, aber bis auf die Verkürzungsmaßnahme von Botezatu (verwandelter Foulelfmeter) hielt der gegnerische Goalie seinen Kasten sauber, weil er u.a. eine Distanzgranate von Ouail Kalai bravourös entschärfte und dadurch die vorzeitige Beförderung seiner Farben rettete.
Derweil übernahmen die Germanen exakt 55 Jahre nach der Explosion des Sauerstofftanks von Apollo 13 trotz ihrer sportlichen Reinkarnation den identischen Wortlaut, den bereits zwei Stunden zuvor die Schalker Knappen aus der Oberpfalz in eine texanische Großstadt funkten: „Houston, wir haben ein Problem“!
Aufstellung: Manthos, Taptab, Buth, Morris (60. Alvarez), Botezatu, Kalai, Hammel, S. Neziraj, Köroglu, Rippert (80. Al Hadid), Meier
Tore: 0:1 Birnbaum 27. 1:1 S. Neziraj 55. 1:2 Kolmschlag 57. 2:2 Eigentor Birnbaum 59. 2:3 Kaya 73. 2:4 Zöllner 75. 3:4 Botezatu 85. FE
Besonderes: Zehnminutenstrafe Köroglu (RSV) 70.
Über den anstehenden Feiertagmarathon gönnen sich die germanischen Kick-Apostel konform zu fast allen Amateurfußballern ein Time-out vom Punktspielalltag und versuchen durch österliche Standardabläufe wie Eierfärben oder TV-Konsumierung von „Ben Hur“ den Akku aufzuladen, denn unmittelbar nach Ausklang des liturgischen Hochfestes diktiert der Spielplan im Format eines Dreierpacks gegen das unmittelbare Konkurrenten-Kollektiv die zehn Gebote des Klassenerhalts. Vor den weiteren Kracherduellen beim SV Hahn II (27.04.) und gegen SKV Hähnlein (04.05.) eröffnet der Dienstag-Nachholtermin am 22.04. gegen Sturm Darmstadt (Anstoß 19Uhr30) das wegweisende Matchterzett, in dem höchstwahrscheinlich reglementiert wird, ob das sportliche Leben des RSV-Brian fortan in der Kreisliga B oder ab Sommer eine Etage tiefer eine Fortsetzung findet.
Robert Botezatu sorgte durch diesen vollstrecken Strafstoß zum 3:4 für eine hochdramatische Schlussphase