Selbst zu Ehren des parallelen 88. Wiegenfestes vom mimenden Pferdeflüsterer Robert Redford verpasste der RSV Germania 03 den Clou, die ersten Saisonfrüchte zu ernten. Stattdessen unterbreitete der Kreisliga A – Absteiger dem jenseits von Afrika auf dem Eiche-Sportplatz antretenden SV Kamerun ein aus massenweisen Abwehrlöchern bestehendes unmoralisches Angebot, das der empfangsbereite Gastgeber im Gewand eines 6:0-Scheibenschießens gebührenfrei akzeptierte.
Bei der Veröffentlichung des horrenden Ergebnisunterschieds gab das geschockte Amateurportal „Fußball.de“ vorübergehend den Geist auf, während die „Cameroon Tribune“ (größte Tageszeitung des zentralafrikanischen Landes) bereits ihre Titelseite änderte. Dabei bemühte der RSV sogar den Papst in der Tasche, dass sich nach defensiven Auflösungserscheinungen im Verlauf von Abschnitt Zwei der Negativscore noch innerhalb glimpflicher Parameter bewegte.
Hätten die südhessischen Abgesandten der unbezähmbaren Löwen (Pseudonym für die kamerunische Nationalmannschaft) den kompletten Verwertungsprozess ihrer Großchancen genutzt, wäre vor der desillusionierten Heimreise das germanische Gepäck mit einer zweistelligen Demontage belastet gewesen. Doch wie konnte es soweit kommen? Zwar ging der Rasensportverein auch in seinen ersten beiden Rundenpartien leer aus, aber da funktionierte die Gegenwehr zumindest einigermaßen und wurde erst aufgrund von späten Gegentreffern konterkariert.
Dagegen lösten sich in der Heimstättensiedlung die Parolimaßnahmen peu á peu in Luft auf. Irgendwie kam das Team von Manu Meixner vom Fleck weg nicht aus dem Quark – was wohl auch dem seifigen Ground geschuldet war. Die mangelnde Standfestigkeit sorgte dafür, dass sich die Leiber nach misslungen Offensivpirouetten zu oft auf den Hosenboden wiederfanden. Auf jeden Fall klebte den kickenden Repräsentanten der einstigen deutschen Kolonie auf ihrem tagtäglich gewohnten Terrain das adäquatere Schuhwerk an den Füßen. Es schien beinahe so, als hätte der Erben-Clan von Addi Dassler die heimischen Stollen perfekt frisiert.
Hinzu gesellte sich eine frappierende Harmlosigkeit im Vorwärtsgang. In der elften Minute knallte Mohammed Barati aus zwanzig Metern einen Freistoß auf die Lattenoberkante. Das sollte bis zum bitteren Kehraus der einzig erwähnenswerte Hochkaräter bleiben. 120 Sekunden nach dem Aluminiumknutscher versank die Absichersabteilung in Folge eines genialen Steckpasses im Tiefschlaf, woraufhin ein Kameruner Stürmer den Ball nervenstark an Keeper Milos Manthos vorbei zirkulierte.
Von diesem Dämpfer erholten sich die blau-weißen Mannen prinzipiell nicht mehr. Kurz vor der Pause verabreichten die auch physisch viel stabiler wirkenden Platzhirsche den nächsten Dolchstoß. Auch zwei personelle Veränderungen für den Abschlussdurchgang fruchteten nicht mehr, zumal Manu Meixner mit einem zehnminütigen Mitwirkungsverbot sanktioniert wurde und Ali Al Hadid die erhaltene Kartenfarbe als knallrot erkennen musste. In doppelter Unterzahl schwammen die Felle endgültig davon. Der SV Kamerun tobte sich in seinem Wohnzimmer weidlich aus und verschickte final ein halbes Dutzend schmerzende Nadelstiche.
Exakt 90 Jahre zuvor (18.08.34) wurde Al Capone nach Alcatraz verlegt. Solch drastische Repressalien einer Verbannung Richtung Bucht von San Francisco müssen die Germanen auch nach drei am Stück quittierten Auftaktpleiten natürlich nicht befürchten. Weniger martialisch bzw. ausschließlich aus dem sportlichen Blickwinkel betrachtet sollte man allerdings schleunigst den Abwärtstrendbock umstoßen, damit nicht auch der Verpächter des Kreisliga B – Tabellenkellers eine monatliche Miete verlangt.
Aufstellung: Manthos, Barati, Meixner, Tilki, Kalai, Al Hadid, Botezatu (46. Buth), Rippert (46. Kaddouri), Conrad (51. Sidibe), Albouhuseinsray, Laston
Tore: 1:0 Ngameleu 9. 2:0, 3:0 Talla Talla 41., 68. FE, 4:0 Sop Talla 78. 5:0 Tetchiwou 80. 6:0 Brice 90.
Besonderes: Zehn-Minuten-Zeitstrafe Meixner 60., Rot Al Hadid 68.
Das dritte Saisonmandat des Kreisliga C – Teams bei TuS Griesheim wurde wegen akutem Schiedsrichtermangel kurzfristig auf den Dienstagabend verschoben (Anstoß 19Uhr30), ehe die „Zweite“ am kommenden Sonntag (25.08.) ab 13Uhr gegen SKG Roßdorf II einen langen Fußballnachmittag eröffnet. Direkt im Anschluss (15Uhr) empfängt der kickende Kreisliga B – Tross zum Renaissance-Duell den ebenfalls punktlosen Neuling TGB Darmstadt. Dank zwei Meisterschaften in Serie verbesserten die Bessunger ihren Klassifizierungsbuchstaben von einem „D“ in ein „B“ und konnten ergo der jahrelangen Anonymität auf den untersten Hierarchiesockeln endlich entliehen. Eine TGB-Punktspielperformance als Gast einer germanischen „Ersten“ gab es letztmals im April 1973 zu bewundern. Seinerzeit hatte der Rasensportverein nach Treffern von Joe Borchardt und Dieter Kappermann mit 2:1 die Nase vorn – auch weil Torwart-Zerberus Seppl Krautzberger eisern seinen Kasten bewachte und mehrfach den drohenden Ausgleich verhinderte.