Die zwölf Kilometer vom Grünen Steg an den Hegelsberg und wieder zurück hätte sich der RSV Germania 03 mal wieder sparen können. Mit Ausnahme eines zwanzigminütigem Feuerwerks zu Beginn des zweiten Abschnitts wurde das Tabellenschlusslicht bei Viktoria Griesheim II seinem Ruf als bereitwilliger Punktelieferant der Kreisliga A nach einer 2:9-Klatsche vollauf gerecht.

Gewiefte Satiriker des Rasensportvereins kolportierten beim Nachklapp die Leistung wiefolgt: „Aufgrund des 0:13 vor Jahresfrist an gleicher Stätte war diesmal ergebnistechnisch eine deutliche Steigerung zu erkennen“. Nüchtern betrachtet ähnelte der Dienstausflug in die benachbarte Zwiebelstadt einem sportlichen Offenbarungseid. Ausklammern muss man die Anfangsphase der zweiten Hälfte, als die Mannschaft als eine solche auftrat und beinahe die schwache erste Halbzeit auf den Kopf gestellt hätte. Außer dem Anschlusstreffer besaßen die kurzfristig ihre Ärmel hochkrempelten Gäste Chancen im Minutentakt für eine weitere Defizitverkürzung. Doch statt dem in der Luft liegenden 2:3 fiel das 1:4, woraufhin die Defensivabteilung in den Generalstreik trat und wie ein Kartenhaus zusammenkrachte.

Die Germania startete ordentlich und besaß eine gute Möglichkeit zur Führung, aber SCV-Keeper Henrik Metzger fischte einen Schuss von Bilal Sabbagh aus dem Giebel. Kurz darauf wurde das Absicherungs-Tohuwabohu erstmals offenkundig. Salim Eladak degradierte gleich drei Gegenspieler zu Slalomstangen und bediente Mehmet Pala, der den Ball lediglich ins Netz drücken musste. Alle liebgemeinten Vorsätze wurden dadurch eliminiert. Die Köpfe richteten sich nach unten und so war das Nachlegen der Hausherren nur eine Frage der Zeit. Während den Schlusssequenzen des Eröffnungsdurchgangs machte Griesheim zweimal kurzen Prozess und schraubte den Score auf 3:0.

Trainer Manu Meixner hatte nun die Fehlerfaxen seines Teams dicke und schickte alle drei Bankdrücker auf das Kunstrasenterrain. Mit den frischen Impulsgebern wehte ein veränderter Wind durch den Hegelsberg. Plötzlich demonstrierten die Germanen Moral und den Willen, das Ding zu drehen. Neben dem 1:3 (Kopfball Al Hadid nach perfekter Flanke von Sahibzada) proklamierte der RSV ein zuvor unrealistisch eingeschätztes Powerplay. Doch das Hochkaräter-Stakkato blieb erfolgslos. Es mangelte an der absoluten Torgier. Da noch ein Querpass und dort noch ein Abspiel, anstatt einfach die Kugel ins Gehäuse zu schweißen. Hinzu gesellte sich beim Kracher von Neziraj ans Aluminium sowie bei Ibos Handelfmeter, bei dem Metzger den Braten roch, eine Portion Pech.

Den ersten Entlastungsangriff nach dem Seitenwechsel nutzte der Sportclub zum 4:1. Damit war der Käse gegessen, was aber nicht die anschließende Kapitulation entschuldigt. Wer sich im letzten Matchviertel praktisch wehrlos sechs Gegentorbatterien auflädt, der verdient auch in keinster Weise eine Runde Mitleid. 72 Einschläge in zwölf Spielen, während denen ein mageres Pünktchen auf dem Konto landete: Mit dieser niederschmetternden Zwischenbilanz kann man schon vor dem Vorrundenausklang der aktuellen Saison für die Kreisliga B 23/24 planen. Zumindest befindet sich die Germania betreff sportlichen Baustellen in prominenter blau-weißer Gesellschaft, denn knapp(en) 300 Kilometer weiter nordwestlich muss ja ein alter Weggefährte aus den 1970er Jahren das baldige Derbycomeback an der Hafenstraße ins Kalkül ziehen.

Wesentlich rentabler zog sich die Kreisliga C-Auswahl des RSV aus der Affäre. Die Elf von Nick Jimenez feierte dank einem glatten 3:0 bei TSG Messel II den ersten Auswärtssieg und verbesserte sich im Ranking auf den achten Tabellenplatz.        

    

Aufstellung: Tammo Atie, Genadiev, Zamani (46. Sharjeel), Al Hadid, Barati (46. Neziraj), Kalai, Morris, Ibo, Sabbagh (46. Albouhuseinsray), Sahibzada, Conrad

Tore: 1:0 Pala 19. 2:0 Brehme 39. 3:0 Zimmermann 42. 3:1 Al Hadid 54. 4:1, 5:1 Eladak 66., 66. 6:1 Zimmermann 69. 7:1 Tokmak 73. 7:2 Ibo 75. 8:2 Zimmermann 85. FE 9:2 Pala 90.  

Gelbe Karten: Pala, Maertins, Zimmermann / Albouhuseinsray

Besonderes: Zehnminuten-Zeitstrafe Schmidt (SCV) 55., Ibo scheitert per HE an SCV-TW Metzger  61.

 

Am nächsten Sonntag (29.10.) bestreiten beide germanische Mannschaften jeweils in der Fremde ihren bereits vorletzten Hinrundeneinsatz. Außnahmsweise ist die „1-A“ (13Uhr beim SV Traisa II) chronologisch vor der „1-B“ (15Uhr im Derby beim VfR Eberstadt) am Ball.