Das blau-weiße Klubtandem RSV Germania 03 und SV Darmstadt 98 eint nicht nur die identische Farbenkonstellation. Auch der Saisonprolog 24/25 wirft ein analoges Schema aus. Hier wie da versemmelten die jeweiligen Auswahlteams trotz eines Halbzeitguthabens auch das zweite Fußballmatch nach dem Abstieg und müssen sich ohne Proviant zunächst im Tabellensouterrain einrichten.
Am 11. August 480 vor Christus begründeten die Spartaner während der Schlacht bei den Thermopylen ihren Heldenmythos. Von solch einer Legendenbildung waren die Rasensportverein-Recken exakt 2504 Jahre später meilenweit entfernt und bissen sich parallel zur deutschen Handballnationalelf in Lille gegen Danish Dynamite beim SV St. Stephan II ebenfalls die Zähne aus. Die Reserve des proklamierten Angstgegners SV St. Stephan sorgte für eine Fortsetzung der schwarze Ergebnisserie, obwohl zur Pause ein scheinbar beruhigendes 2:0 pro Germania auf der imaginären Anzeigetafel blinkte. Doch ungeachtet der willigen Geistes wurde unter der sengenden Sonne Griesheims das Fleisch nach dem Seitenwechsel schwach, woraufhin die Hausherren effizient zum Wendemanöver bliesen und bis zum Kehraus ihr Defizit in einen 3:2-Reinerlös umwandelten.
Nach dem umstrittenen Feldverweis von Robert Schmidt im knapp vergeigten Auftaktspiel gegen Schneppenhausen und der daraus erzwungenen Sperre nahmen die beiden altgedienten Routiniers instinktiv respektive interimsmaßig einen Rollentausch ihrer eigentlichen Arbeitsplatzbeschreibung vor. Trainer Manu Meixner erledigte auf dem Naturrasen zusammen mit Ahmet Tilki den Job des Defensivabteilungorganisators, während Schmidt von der Seitenlinie aus lautstark seine Mannschaftskameraden unterstützte.
Nach dem frühen Beistand von Glücksgöttin Fortuna (Leon Oppenheisers abgerutschte Flanke landete auf der Querlatte) profitierte praktisch im direkten Gegenzug Daniel Conrad von einem SVS-Abwehrlapsus, dank dem der germanische Frontstürmer die Pille konsequent in die Maschen schweißte. Das erste Kreisliga B – Tor seit Mai 2019 übermittelte einen Quantumzuschuss an Selbstvertrauen. Gut eine halbe Stunde darauf landete der Ball über Umwege auf dem Schlappen Manu Meixners, so dass der aktiv mitwirkende Übungsleiter per sehenswertem Seitfallzieher erhöhen konnte.
Während den finalen Sequenzen der Eröffnungshälfte bekam Marcel Hinterschied eine zehnminmütige Zeitstrafe aufgebrummt. Die Germanen mussten also die Anfangsphase des zweiten Abschnitts in personeller Unterzahl bestreiten. Nach einer St. Stephaner Ecke herrschte Tohuwabohu im Sechzehner und Nutznießer Sevincli köpfte die Kugel ins Netz. Die Anschlussbude forcierte den Aufholjagdmodus des Platzhirschen, während das gefühlte Sahara-Feeling sichtlich die RSV-Homogenität blockierte.
Deshalb verwunderte es die auf der Schatten spendenden Tribüne mitfiebernden Fans keineswegs, als Peter Weckenmann das Leder zum 2:2-Ausgleich über die Linie stocherte. Der Egalisierungsvollzug leitete eine wilde Schlagabtausch – Endperiode ein. Hüben wie drüben gab man sich mit einem Pünktchen nicht zufrieden. Die beste RSV-Chance vergab Joker Markus Laston. Sein Abschluss zischte an den linken Pfosten anstelle ins Ziel. Dafür klingelte es kurz vor ultimo im gegenüberliegenden Gehäuse. Sascha Schulz spitzelte eine Freistoßvorlage an Keeper Eyüp Parlak vorbei und besiegelte die wieder einmal handelsübliche Niederlage im Griesheimer Stadtteil.
Das bereits verbucht geglaubte Erfolgserlebnis wurde also erneut quasi abgeschenkt. Das Syndrom der leeren Hände sollte baldigst kuriert werden, damit die Urururenkel von Miguel De Cervantes ihr Don Quijote – Remake nicht mit der Kopfzeile „Blau-weiße Ritter der traurigen Gestalt“ publizieren.
Aufstellung: Parlak, Meixner (79. Laston), Tilki, Hinterschied (57. Koeroglu), Barati, Kalai, Botezatu, Ranbir Singh, D. Neziraj (75. Kaddouri), Rippert, Conrad
Tore: 0:1 Conrad 6. 0:2 Meixner 38. 1:2 Sevincli 56. 2:2 Weckenmann 68. 3:2 Schulz 90.
Erst am nächsten Dienstag (20.08., Anstoß 19Uhr30) fahndet das Kreisliga C - Team nach der unter der Woche beim SV Croatia II quittierten zweiten Rundenniederlage (2:3) beim nächsten Dienstausflug gen Griesheim als Gast der heimischen TuS wieder mit der Headline "Überqueren einer Auswärtshürde" nach dem Debütertrag.
Am Sonntag (18.08.) tritt das 1-A – Kickensemble um 15 Uhr beim SV Kamerun an. Weil sich die elfstündige Flugodyssee ins frühere deutsche Kolonieschutzgebiet sowohl negativ auf die körperliche Fitness ausgewirkt als auch den Saisonetat gesprengt hätte, segnete der DFB den Matchverlegungsantrag auf ein neutrales Territorium ab. Das internationale Kreisliga B – Duell findet ergo nicht im Stadion der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé statt, sondern auf dem per Velo-Tour über den weißen Berg bequem zu erreichenden Eiche-Sportplatz in der Darmstädter Heimstättensiedlung.