Zehn Minuten fehlten dem RSV Germania 03, um den Premierenspieltag der Kreisliga B mit einem torlosen Unentschieden zu garnieren. Ein unglückliches Eigentor bescherte schließlich dem angereisten Dauerrivalen FSV Schneppenhausen die Maximumentführung von drei Punkten.
Weil auch die Zweitabteilung ihren C-Klassen – Einstieg aufgrund einem 0:2 gegen SKG Bickenbach II ergebnistechnisch in den Sand setzte, schauten beim Aufgalopp fern vom malerischen Schlossgarten zu Versailles beide blau-weiße Equipen in die Röhre. Die Mannschaft von Manu Meixner musste im ersten B-Liga – Einsatz seit über fünf Jahren (7:4 im Mai 2019 gegen VfR Eberstadt) nach einer roten Karte für Robert Schmidt sechzig Minuten personell dezimiert bestreiten und verteidigte dank intensiver Kollektivmaloche lange das kleine Erfolgserlebnis, ehe ein individueller Patzer den Debütüberweisungsauftrag für das Guthabenkonto zum Scheitern verurteilte.
Vor dem Rundenanstoß Nummer Eins wartete der Gast für die Position zwischen den Pfosten mit einer überraschenden Nominierung auf. Wegen akutem Torwartdefizit feierte Germania-Rekordspieler Torsten Schambach im zarten Fußballalter von 55 Lenzen ausgerechnet gegen seine alte Fußballliebe eine unverhoffte Renaissance. Der Handschuh-Veteran nahm die Jungbrunnen-Reaktivierung mit Humor und deklarierte den Interims-Job im früheren Wohnzimmer zum Probetraining für seine Highlight-Performance in zwei Monaten (Keeper der 98er – Traditionself beim ruhmreichen FC Barcelona).
Die Schneppenhäuser „Geheimwaffe“ funktionierte in der Eröffnungsperiode, als Schambachs energisches Herauslaufen dem alleine auf ihn zustürmenden RSV-Angreifer Maurice Rippert die Abschlussvorfreude vereitelte. Kurz darauf machten die Germanen in Folge eines nicht anerkannten Treffers Bekanntschaft mit der neuen Regel, dass sich ausschließlich der Kapitän beim Schiedsrichter beschweren darf und handelten sich die ersten beiden von final sieben gelben Karten ein. Die beste FSV-Chance entsprang einem Freistoßknaller von Emre Arslanparcasi, der an die Querlatte zischte.
Nach einer halben Stunde wechselte Referee Theodor Greiner die Farbe und hielt Robert Schmidt den knallroten Karton unter die Nase. Selbst neutrale Kiebitze auf der Tribüne administrierten diese Entscheidung in der überzogenen Schublade. Zwar war das Foul des germanischen Routiniers unstrittig, aber die vom Unparteiischen erläuterte Notbremsen-Betrachtungsweise hätte auf einer höheren Ebene der Kölner Keller sicherlich revidiert, da ein Mitspieler noch tiefer als Schmidt stand und dieser ergo nicht als „letzter Mann“ seinem Gegenpart in die Parade fuhr.
An der Resolution gab es trotz aller Protestarien nichts mehr zu rütteln und so musste der Hausherr eine Stunde lang in zahlenmäßiger Minderheit sein Pensum verkörpern. Zwangsläufig verlagerten sich die optischen Kontingente Richtung Schneppenhäuser Seite. Trainer Meixner reagierte prompt und verstärkte in Person von Lashun Morris die Defensivriege, so dass bis zur Pause kein Flurschaden den immer mehr verregneten Nachmittag überschattete.
Der zweite Abschnitt startete erwartungsgemäß mit forciertem FSV-Offensivdrang, dem es jedoch an konsequenter Torgier mangelte. Die Einbuße von zwei Beinen auf der Wiese kompensierten die Germanen mit unbändigem Spirit, der Schneppenhausen den Erarbeitungsplan von echten Einlochgelegenheiten durchkreuzte. Zwar konnte die Blau-Weißen bei ihren Kontern selbst kaum Unheil für den ein relativ ruhiges Dienstzertifikat nachweisenden Fußballrentner Schambach eruieren (bei seinem Anblick auf dem Ostendstraßen-Ground vermissten RSV-Nostalgiker prinzipiell nur den Brotweber-Duft), aber rund um den eigenen Sechzehner ging die Absicherungsrechnung vorbildlich auf.
Erst als eine eigentliche Flanke ihre Flugbahn veränderte und dadurch am kritischen Gehäusewinkel andocken wollte, ging der Minimumprofit flöten. Goalie Eyüp Parlak, der in seinem ersten Pflichtspiel für den Rasensportverein ansonsten eine makellose Leistung darbot, fäustelte den Ball beim Rettungsversuch in die eigenen Maschen. Dieser Rückstand war in der kurzen noch zu gehenden Spanne nicht mehr zu korrigieren, weshalb nach dem kurz darauf ertönenden Kehraus lediglich die Schneppenhäuser Crew zu Ehren des 123. Geburtstages von „Satchmo“ Louis Armstrong den Ohrwurm „What a wonderful World“ auf der Jubeltrompete blasen konnte.
Aufstellung: Parlak, Schmidt, Hinterschied, Barati (83. Albouhuseinsray), Kalai, Botezatu, Ranbir Singh (46. Tilki), D. Neziraj, Kaddouri (33. Morris), Rippert, Conrad
Tor: Eigentor Parlak 80.
Bereits am Donnerstagabend (08.08.) bestreitet das C-Klassenteam ab 19Uhr beim SV Croatia II am Griesheimer „Dürren Kopf“ seine zweite Rundenverpflichtung. Drei Tage später (Sonntag, 11.08., Anstoß 13Uhr) tourt auch die erste Mannschaft zur saisonalen Auswärtsuraufführung in die benachbarte Zwiebelstadt und bittet Gastgeber SV St. Stephan II zum Derbytanz. Nach dem zwischen 2021 und 2024 von der 1-A des Stadtteilklubs verabreichten Pleiten – Sixpack (ein halbes Dutzend deftige Abreibungen bei einem Torverhältnis von 7:51) hofft der Rasensportverein, dass wenige Stunden vor dem Erlöschen des olympischen Feuer bei der von Max Kögler (Nachfolger von Fabricio Keth, also Ex-Germane für Ex-Germane) gecoachten 1-B des Angstgegners 550 km vom Eiffelturm entfernt die Flammen noch lodern und ein produktiver Score den intern mageren Medaillenspiegel aufpoliert.