Am Sonntag um 14Uhr50 plumpsten nicht nur Geburtstagskind Siggi Kullick die Gesteinsmassen vom Herzen. Nach dem 4:3 im B-Liga – Kellerduell bei TSG Darmstadt II fiel sich das germanische Kollektiv erleichtert in die Arme und registrierte eine überfällige Entspannungspolitik für die missliche Tabellenkonstellation.
Auch für den gesundheitlich angeschlagenen Trainer Sebastian Schaub bedeutete der gewonnene Thriller am Woog Labsal für Leib und Seele. Schließlich belasteten fünf Nonstop-Niederlagen seit Amtsbeginn die persönliche Bilanz. Aber nicht nur der Übungsleiter verschrottete seine Negativstatistik auf der Müllhalde, sondern das gesamte Team.
Die lange herbei ersehnte Wiederkunft stornierte sämtliche Minusserien (zuvor inklusive sieben Pleiten hintereinander ein Dutzend Partien sieglos). Last but not least durfte auch die Zeugwart-Ikone eine fetten Haken hinter das vorher formulierte Lieblingsgeschenk zum 71. Ehrentag machen. Solche eine Ballung der Glückshormone wurde an diesem Nachmittag auf dem sportlichen Sektor höchstens noch Franziska Preuß am Osloer Holmenkollen zuteil.
Nach Anfangsschwierigkeiten (Keeper Milos Manthos bewahrte seine Farben in Handballtorwart-Manier vor einem Rückstand) erarbeitete sich der spürbar den Ernst der Lage eintaxierende Gäste-Tross ein Übergewicht. Das präparierte hohe Anlaufen des gegnerischen Goalies Maxililian Mala bugsierte diesen so sehr in die Bredouille, dass Mehmet Köroglu ins verwaiste Gehäuse einschießen konnte. Zarte 120 Sekunden später drückte der indische Wurzeln vorweisende Ranbir Singh das Leder aus minimaler Distanz zum 2:0 über die Linie. Schiedsrichter Yahya Budarhem aus Sri Lanka segnete durch seinen anerkennenden Pfiff den wichtigen Treffer des tamilischen Quasi-Landsmannes ab.
Die dritte Bude binnen fünf Minuten war dann allerdings den Hausherren vorbehalten. Typisch Germania halt: Vom Hosianna zum Frust in kürzester Frist, zumal Köroglu vor (drei Abschlussversuche im Stakkato-Reigen inklusive einem Pfostenkuss) sowie Max Meier nach dem Seitenwechsel (frei vor der Hütte rechts am Ziel vorbei) die Rekonstruktion des alten Abstandes versäumten.
Dafür setzte es im entgegen gesetzten Sechzehner eine schallende Ohrfeige. Statt den Ball klärend ins Nirwana zu verschicken, wollten die Germanen ein Gefahrengemenge spielerisch lösen. Der Schuss ging aufgrund des konsequenten Egalisierung-Verfahrens gewaltig nach hinten los. Fortan stand der Souterrain – Kracher auf der berühmten Kippe. Beide Trainer reagierten mit frischem Personal. Während die Platzhirsche Goalgetter – Routinier Tobias Schmidtner ins Gefecht schickten, schüttelte das glücklichere Händchen von „Bumbes“ Schaub Frontstürmer Daniel Conrad aus dem Nähkästchen.
Dessen Aktivierung erwies sich als Initialzündung für den entscheidenden Doppelschlag Nummer Zwei. Der stürmende Joker knipste zum 3:2 und lieferte einen Hauch darauf den Impuls zum 4:2 von Köroglu. Zu beiden Einschweißungen musizierte Maurice Rippert auf dem rechten Flügel punktgenaue Vor-Kompositionen. Aber die Germania wäre nicht die Germania, um zur Crunch Time einen Hypertonie-Anstieg zu vermeiden. Das 46er – Ensemble tankte dank des 3:4 noch einmal Zuversicht. Durch Aktivierung der finalen Kraftpatronen schaukelte der Rasensportverein das drei exquisite Zähler beinhaltende Kleinod schließlich in den sicheren Hafen.
Das Feierabend-Statement eines packenden Fights gebührt Trekkie-Legende William Shatner, der einen Tag nach seinem 94. Wiegenfest ein faszinierendes Telex mit folgendem Wortlaut an die RSV-Geschäftsstelle faxte: „Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Germania, das mit seiner 1903 Mann starken Besatzung fast ein halbes Jahr vergeblich unterwegs war, um einen Liga-Dreier zu erforschen. Zehn Kilometer vom Grünen Steg entfernt drang die Germania am Woog jetzt in siegreiche Galaxien vor, die ein Mensch seit fünfeinhalb Monaten nicht mehr gesehen hat“.
Erschöpft und erleichtert verlässt das germanische Team die Stätte des Sieg-Comebacks
Aufstellung: Manthos, Morris, Al Hadid (73. S. Neziraj), Botezatu, Hammel (88. Karakus), Kalai, R. Singh, Köroglu, Rippert, Laston (57. Conrad), Meier
Tore: 0:1 Köroglu 28. 0:2 Singh 30. 1:2 Weiler 33. 2:2 Shire 55. 2:3 Conrad 80. 2:4 Köroglu 81. 3:4 Kuhnert 83.
Nach der jüngsten 2:6-Schlappe bei der Spvgg Seeheim-Jugenheim II empfängt die germanische Kreisliga C – Elf am Sonntag (30.03.) zum Prolog des ersten Doppelheimspiel-Nachmittags im Kalenderjahr 2025 ab 13Uhr TSG Wixhausen II. Während die blau-weiße Reserveabteilung im Kampf um Punkte und Tore zum zweiten Mal nach der Winterpause vor eigenem Publikum gefordert ist, gibt die „Erste“ direkt im Anschluss ihr Pflichtspiel-Comeback am Grünen Steg.
Fast schon opulente fünfzehn Wochen sind seit dem letzten B-Klassen – Auftritt an der Ostendstraße ins Land gegangen, so dass passend zum Ouvertüren-Gast der einst von Alexandra geträllerte Ohrwurm-Evergreen „Sehnsucht heißt das alte Lied der Taiga“ akustisch in den Gehörgängen allerorts herum geistert. Um im Spiel der Balalaika die nötige Erlös-Begierde nach der wahrscheinlich längsten Abstinenz aller Zeiten vom eigenen Fußballwohnzimmer weiter zu stillen, kann die Devise gegen den 2012 von russischen Aussiedlern gegründeten Klub FC Sturm Darmstadt nur lauten: Unbedingt nachlegen! (Anstoß 15Uhr).
Auch am 71. Geburtstag kommt Siggi Kullick seiner "Dienst ist Dienst" - Marschroute nach. Chapeau und nochmals herzlichen Glückwunsch!