Dass nach dem Abpfiff der vorgezogenen Partie des drittletzten Kreisliga A – Spieltags am Mittwochabend zwischen Spitzenreiter Hellas Darmstadt und „Kellerkind“ RSV Germania 03 in den Reihen der spärlich mitgereisten Gästefans der fußballerische Floskelsatz „Da wäre mehr drin gewesen“ die Runde machte, mag verwundern. Doch in der Tat fehlte nicht viel, dem haushohen Favoriten ein Bein zu stellen. Letztendlich war der heiße Kreisoberligaaspirant heilfroh, einen lange auf der Kippe stehenden 2:0-Arbeitssieg ins Ziel zu retten.

 

Sicherlich kann sich der Rasensportverein ob des Lobs über die couragierte Leistung nichts kaufen. Auf der anderen Seite sollte der knapp verpasste Überraschungscoup reichlich Selbstvertrauen für die restlichen beiden schweren Saisonaufgaben produzieren, um irgendwie den Kopf noch aus der Abstiegsschlinge zu ziehen. Zwar waren die eigenen echten Torchancen gegen die robuste respektive stärkste Ligadefensivabteilung sehr rar gesät, aber die Mannschaft von Coach Manu Meixner präsentierte sich als Einheit und kämpfte bis zum in der Schlussminute eingefangenen 0:2-Knockout verbissen um einen Achtungserfolg.

 

Dabei begann das Flutlichtmatch mit einigen negativen Touchs. Der Schiedsrichter verzögerte den Anstoß, weil die Germanen lange bangen mussten, dass zwischen den Pfosten ein Keeper zur Verfügung steht. Auf dem allerletzten Drücker traf Nick Jimenez auf dem TSG-Kickterrain ein und wurde ohne Aufwärmprogramm ins buchstäbliche kalte Woogwasser geworfen.

 

Der Hausherr gestattete Jimenez nicht einmal eine Nanosekunde, um über verpasstes Stretching zu lamentieren und legte los, als hätte Zeus auf dem Olymp eine Sonderprämie für einen Blitzeinschlag im RSV-Kasten ausgelobt. Binnen weniger Sekunden verdankte man einem Lattenkuss, einem Jimenez-Reflex und einem Monsterblock, dass Hellas trotz Aiolos´ Segen in Windeseile drei hundertprozentige Chancen verdattelte.

 

Just in dem Moment, als sich die Germania den ersten Eckstoß erarbeitete, ging der Schuss nach hinten los. Nach der abgelenkten Hereingabe konnte die aufgelöste Absicherung den Konter nicht mehr stoppen und Adin Imamovic durfte die rapide Gegenattacke mit dem 1:0 krönen. Weitere drei Minuten später beanspruchte der RSV noch einmal die Gunst der römischen Glücksgöttin im griechischen Hoheitsgebiet, als Fortuna einen Kracher von Antonios Pontas ans Aluminium zirkulierte.

 

Der Außenseiter meldete sich offensiv erstmals in der 20. Minute zu Wort, aber Al Hadid vertändelte trotz freier Bahn Richtung Hellas-Hütte überhastet die Kugel. Auch Coach Meixner reagierte mit einem personellen Austausch sowie einem taktischen Wechsel (schickte den zuvor in der Abwehrkette aufräumenden Oliver Gora auf den rechten Flügel). Spätestens von da an sahen die Zuschauer einen überraschend gleichwertigen Wettbewerb, der sich beim Re-Start nahtlos fortsetzte.

 

Peu á peu bemerkten die jetzt immer mehr zitternden heimischen Zuschauer ein optisches Übergewicht des blau-weißen Underdogs, der spürbar seine Risikobereitschaft hochputschte. Rund um den gegnerischen Sechzehner mangelte es allerdings am Durchsetzungsvermögen, auch wenn die Kugel ab und an gefährlich im Strafraum hin und her flipperte. Die Büchse der Pandora blieb verschlossen.

 

In den finalen zehn Minuten agierten die Germanen numerisch gar mit einem Mann mehr auf der Kunstrasenwiese, so dass die Hellenen auf das zum Zeitschinden altbewährte Mittel der Flucht zur Eckfahne zurückgriffen. Kurz vor dem Kehraus erlöste Faruk Derin seine Elf von den Tantalusqualen, indem er unmittelbar nach dem Ende seines kurzfristigen Teilnahmeverbots mit dem einzig konstruktiven Vorstoß während Halbzeit Nummer Zwei der ansonsten keineswegs wie Giganten oder Titanen ihr Pensum absolvierenden Beförderungskandidaten (was im Umkehrschluss selbstredend ein Riesenkompliment für die germanische Paroli darstellt) den 2:0-Endstand markierte.         

 

Aufstellung: Jimenez, Gora, C. Azevedo, Al Hadid, Obanaamar, Morris, Ibo, Aldibo, Neziraj, Kaddouri (29. Camara), Sabbagh   

 

Tore: 1:0 Adin Imamovic 13. 2:0 Derin 90.

 

Gelbe Karten: Derin, Schönig, Karras / Neziraj

 

Besonderes: Zehn-Minutenstrafe Derin (Hellas) 79.

 

Inwieweit sich das am Woog protokollierte Ergebnis tabellarisch auf den engen Kampf um den Klassenerhalt auswirkt, kann logischerweise beim Verfassen dieser Zeilen nicht rekapituliert werden, weil die Konkurrenz erst am Sonntagnachmittag den drittletzten Spieltag zu den Akten legt. Am nächsten Donnerstagabend (25.05.) bestreiten die abstiegsgefährdeten Kreisliga A – Klubs dann einheitlich ihre Saisonvorschlussrunde. Dabei dreht der RSV Germania 03 ab 19Uhr30 beim SV Erzhausen seine ununterbrochene Auswärtstrilogie ab, bevor der Showdown am 4. Juni endgültig definiert, in welcher Kickklasse das sportliche Wigwam  im 120. Vereinsjahr aufgestellt wird.