Während der kickenden Doppelveranstaltung am Sonntagmittag bekamen die Zuschauer auf der relativ gut gefüllten Tribüne des Grünen Stegs reichlich Kurzweil und Tore satt (insgesamt neunzehn) geboten. Prinzipiell wie erwartet durften sich allerdings nur die favorisierten Gäste über das jeweilige Trefferstakkato freuen. Im Kreisliga-C-Duell gab es für die „1-B“ des Rasensportvereins gegen den SV Darmstadt 98 II nichts zu erben (2:8) und beim Kreisliga A – Kräftemessen zwischen der Germania und Aufstiegskandidat SV St. Stephan „verhinderte“ wahrscheinlich lediglich ein viel zu früher Abpfiff des Unparteiischen die fünfte zweistellige Saisonpleite (Endstand 0:9).

 

Im Eröffnungsmatch RSV II vs. SV98 II war aufgrund des am Vorabend verpassten vorzeitigen Bundesligaaufstiegs der Lilien weder beim Team noch bei den bekannt lautstarken Anhängern eine Katerstimmung zu spüren. Ihnen gelang es, was am kommenden Sonntag auch ihren Vorbildern in der niedersächsischen Landeshauptstadt glücken soll: Den heimischen Herausforderer an der kurzen Leine zu halten. Die sogenannte Fanmannschaft legte durch einen herrlichen Seitfallzieher vor. Zwar antworteten die Germanen fast postwendend, doch zwei weitere 98er-Buden sorgten bis zur Pause für klare Verhältnisse.

 

Das zu Beginn des zweiten Abschnitts kassierte 1:4 warf den das schnelle 2:4 auf´s Trapez zaubernden Hausherr immer noch nicht aus der Bahn. Erst als sich die Abwehrschotten immer weiter öffneten, machten die 98er im blau-weißen Vergleich Nägel mit Köpfen und verdienten sich bei der Kristallisierung des finalen Scores den Ergebnisunterschied von sechs Einschweißungen.

 

Eine Dreiviertelstunde darauf startete auf der A-Klassenbühne des Grünen Stegs das nächste Derby. Fast zwanzig Minuten zeigte der „David“ dem „Goliath“ die Stirn, ehe es erstmals im Karton rappelte. Jan Zimmermann schüttelte zwei Gegenspieler resolut respektive körperlich robust ab und zirkelte den Ball in die Maschen.

 

Überhaupt war spätestens nach diesem Premierendämpfer die Physisdominanz des SVS allgegenwärtig – von der spielerischen Überlegenheit ganz zu schweigen. Hinzu gesellte sich, dass sich Philipp Root wie im Hinspiel (sieben Tore) als Wurzel allen sportlichen Übels entpuppte. Fünfmal hintereinander durfte der effektivste Ligaknipser das Runde im Eckigen versenken und verwandelte das 0:1 in ein 0:6. Als symtomatisches Exempel für die dem Nullmeridian gefährlich nahe kommende Defensivparoli diente seine vierte Einlochung unmittelbar nach dem germanischen Wiederanstoß. Handgestoppte acht Sekunden (!) dauerte es, bis Root den 1903. Aufbaupatzer zum vielleicht schnellsten Bully einer Halbzeit nutzte.

 

In der Folge leistete auch der in der vergangenen Runde noch das RSV-Trikot tragende Gordon Choynyowski seinen Beitrag für die Torschützenliste, während sich Keeper Maxwell Kögler (ein weiterer Ex-Germane) wohl selten einen so beschäftigungslosen Dienstnachweis abliefern musste. Als Francisco Torino das 0:9 erzielte, zeigte der Chronometer exakt die 82. Minute an. Direkt im Anschluss stoppte der Unparteiische die höchst einseitige Angelegenheit. Ob er Wolf Dieter Ahlenfelders radikal verkürzte Hälfte aus den 1970ern nachahmen wollte oder sich beim Blick auf seine Uhr in die Irre leiten ließ oder einfach nur dem hoffnungslos unterlegenen Platzhirsch eine Runde Mitleid kredenzte, war nach dem Kehraus nicht mehr zu eruieren.

 

Die kurzlebigen Gedanken, Protest gegen diesen „Zeitklau“ einzulegen, warf der germanische Rechtsausschuss rapid auf die Müllhalde, weil man wohl in der gestohlenen Schlussphase das Ding auch nicht mehr hätte drehen können. Immerhin ist die Phobie gegen Griesheimer Klubs nach der sechsten Abfuhr bei einem Torverhältnis von 7:58 für die aktuelle Saison auskuriert. Spaß beiseite: Das Hochgefühl des letztwöchigen Befreiungsschlags verpuffte im Nirwana. Paradoxerweise rangiert man trotz der enttäuschenden Performance fortan über dem Strich, was allerdings (zumindest bis dato) hauptsächlich der ebenfalls nicht gerade üppig punktenden Kellerkonkurrenz geschulded ist.                      

 

Aufstellung: Tammo Atie, C. Azevedo, Sidibe, Al Hadid, Obanaamar, Kaddouri, Morris (52. Chamrikh), Kalai (70. Vetter), Aldibo, Neziraj, Ali Ulusow (46. Camara)

 

Tore: 0:1 Zimmermann 20. 0:2, 0:3, 0:4, 0:5, 0:6 Root 29., 34., 37., 46., 55. 0:7 Choynowski 57. 0:8 Benchakhchakh 63. 0:9 Torino 82. („=90.“)

 

Im heißen Endspurt respektive Kampf um den Klassenerhalt stehen noch vier Spiele auf dem Terminplan. Drei davon finden auf auswärtigen Sportplätzen statt und werden jetzt bzw. in den kommenden Wochen vor dem Saisonfinale (04.06. zu Hause gegen FC Ober-Ramstadt) en block abgearbeitet. Den Fernreisenhattrick bestreitet der RSV Germania 03 unisono als klar ausgewiesener Außenseiter, denn alle Gastgeber sind im ober(st)en Klassement angesiedelt. Am kommenden Sonntag (14.05., Anstoß 15Uhr30) eröffnet die Dienstfahrt zum Tabellenfünften TSG Wixhausen das knifflige Mammutprogramm. Drei Stunden zuvor (also 12Uhr30) tritt die zweite Mannschaft im Rahmen ihrer Kreisliga C – Verpflichtung bei Germania Eberstadt II an.