Der RSV Germania 03 bleibt die Wundertüte der Kreisliga A. Zwei Wochen nach der vierten zweistelligen Saisonklatsche triumphierte das Team von Manu Meixner beim Fußballtanz in den Mai völlig unerwartet mit 6:3 bei Grün-Weiß Darmstadt und konnte erstmals seit Mitte September des vergangenen Jahres die direkte Abstiegszone verlassen.

 

Dabei deutete vor dem Dienstausflug in die Waldkolonie nicht gerade viel auf das später beim Resultatsverbuchen für Verwunderung sorgende Ergebnis hin. Die Trainingsbeteiligung unter der Woche war (milde ausgedrückt) überschaubar und auch die personellen Absagen am Spieltagsmorgen konnte man praktisch im Rubriksordner „obligatorischer Alltag“ abheften. Umso erstaunlicher ist der Einsatzwillen und die ungewöhnliche Torflut einzuschätzen, dank der die germanischen Recken zumindest vorerst ans rettende Ufer kraulten und nach den siegreichen Vorgaben der beiden Traditionskollegen auf dem Berger Feld sowie an der Förde den perfekten blau-weißen Matchday vervollständigten.

 

Bereits in der dritten Minute schlug es bei herrlichstem Kickwetter (Petrus strahlte über beide Backen) im gastgebenden grünen Karton ein. Sinan Aykir wurde im Sechzehner plump umgerempelt und verwandelte den fälligen Strafstoß zum Anstieg des Selbstvertrauenbarometers höchstpersönlich. Zwar benötigte man in der Folgeszene das von Fortuna verschriebene Segensrezept, als Zakaria Bairi den Ball nach einer weiten Flanke direkt an den rechten Pfosten nagelte, doch die insgesamt gefährlicheren Offensivaktionen initiierten fortan die Germanen.

 

Dem zweiten verabreichten Nadelstich voraus ging ein an ein heißes Messer durch die Butter erinnernder Traumpass von Lashun Morris, der die Hausherrenabwehrkette aushebelte und den Bilal Sabbagh cool veredelte. Diesen Vorsprung verwaltete der Rasensportverein relativ mühelos bis zur Pause. Ein noch üppigeres Guthaben zur Beruhigung der Halbzeitnerven verpassten Oliver Gora und Aykir, die mit ihren gutklassigen Einlochmöglichkeiten haarscharf das Ziel verfehlten.

 

Kurz nach dem Seitenwechsel schien die Resultatsmesse früh gelesen, als Gora von der Mittellinie Aykir bediente. Dieser tanzte Ex-RSV-Keeper Kevin Dannenberg aus und leitete mühelos das Leder zum 0:3 in die Maschen. Aber die während der Eröffnungshälfte in allen Belangen enttäuschenden und sich ob der laschen Körpersprache öfters die Meinung untereinander geigenden Grün-Weißen fühlten sich nun an der Ehre gepackt und steigerten immens ihr Widerstandspotential. Debütkonsequenz dieser Kurskorrektur war das 1:3 von Soufian Bairi nach einer Kopfballstafette.

 

Eine Energieleistung von Ollie Gora (luchste seinem Widerpart an der Eckfahne die Kugel ab, jonglierte die Linie entlang und vollstreckte aus schier unmöglich spitzem Winkel) schien die fette Beute endgültig zu sichern, ehe zwei binnen weniger Minuten kassierte respektive von Zakaira Bairi jeweils unhaltbar eingeschweißte Foulelfmeter den verbucht geglaubten Dreier arg auf die Probe stellten. Bis in die absolute Schlussphase dauerte das Bibbern und Bangen über die Rettung der Big Points. Dann machte der RSV in Person der beiden eingewechselten Joker Ali Al Hadid und Ali Ulusow kurzen Prozess, die den nicht unbedingt vorhersehbaren finalen Score zementierten und die Klassenerhaltshoffnungen aufrecht erhielten.

 

Mit Blick auf das wohl schwierigste Restprogramms aller „Kellerkinder“ (in den fünf noch ausstehenden Begegnungen gegen vier der ersten sieben Ranglistenklubs, ergo ähnliche Mammutaufgaben wie einige Etagen höher in Gelsenkirchen-Buer) sollte allerdings jedem Germanen bewusst sein, welch hochkarätige Hürden noch warten. Aber vielleicht hat die „Wundertüte“ noch weitere Paukenschläge in petto…               

 

Aufstellung: Jimenez, C. Azevedo, Gora, Obanaamar, Kaddouri (68. Ali Ulusow), Morris (30. Al Hadid), Kalai, Aldibo, Sidibe, Sabbagh, S. Aykir (90. Vetter)

 

Tore: 0:1 Aykir 3. FE 0:2 Sabbagh 21. 0:3 Aykir 49. 1:3 S. Bairi 70. 1:4 Gora 72. 2:4, 3:4 Z. Bairi 74., 79., beides FE 3:5 Al Hadid 88. 3:6 Ali Ulusow 90. + 2

 

Schiedsrichter: Liebscher / Nauheim

 

Gelbe Karten: Aster, Aatach / Al Hadid

 

Am kommenden Sonntag (07.05.) dürfte am Grünen Steg angesichts von zwei hoch interessanten Heimspielen einiges los sein. Als erstes Highlight steht ab 13Uhr der Kreisliga C – Vergleich zwischen dem RSV II und SV98 II im Fokus. Schließlich weist dieses Match nicht nur ein geographisches- und blau-weißes-, sondern auch ein Sportplatzderby aus, denn die Fanmannschaft der Lilien absolviert bekanntlich auch ihre Heimpartien auf dem Kultground an der Ostendstraße und wird dabei regelmäßig von einer für Amateurverhältnisse großen Anhängerschaft unterstützt.

 

Im Anschluss ab 15Uhr30 blinkt dann in der Kreisliga A das schon im alten Testament proklamierte Kräftemessen David vs. Goliath auf der reizvollen Agendaampel. So ungefähr muss man vor dem Kick-off des Rasensportvereins gegen den SV St. Stephan die differenzierten  Kräfteverhältnisse einschätzen. Während den Hausherren trotz des Ausrufezeiches in der Waldkolonie weiterhin der Abstieg droht, drängen die Gäste vehement auf eine Rückkehr in die Kreisoberliga. Hinzu gesellt sich eine Phobie in den saisonalen Duellen mit Griesheimer Klubs: Bislang fünf deftige Pleiten (u.a. 1:13 im Hinkampf) bei einem Torverhältnis von 7:49!! Die Gretchenfrage lautet: Kommt es auch heuer zum vielerorts erwartet hohen Favoritensieg oder finden die Germanen eine Steinschleuder im Köcher?